Unmittelbar nach Ostern erlebte der Kammerchor der Augsburger Domsingknaben eine einwöchige eindrucksvolle Konzertreise (11.04. – 17.04.2023) in Atlanta, USA, zum „Georgia Boy Choir International Festival“.

Schon aus der Luft war erkennbar, dass Atlanta von einem Wald umgeben ist – nicht umsonst heißt die Stadt auch „A City in a Forest“. Nach der etwas holprigen Flugzeuglandung in Atlanta brachte der Bus die gesamte Gruppe an den Wolkenkratzern von Downtown vorbei in die Innenstadt zum Ponce City Market, einen der vielen Food Courts der Stadt. Die anschließende Wanderung entlang des Eastside Trails der Atlanta Beltline bei angenehmen Frühlingstemperaturen führte zum idyllischen und großflächigen Piedmont Park, wo die Bäume bereits voll ausgetrieben hatten. Ausladende Platanen, Enten von enormer Größe, Graffiti an den Wänden, Roller, die einem Hoverboard als Fortbewegungsmittel ähnelten – an jeder Ecke gab es etwas zu entdecken. Der Bus holte den Chor wieder ab an der Ecke 10th Street/Juniper Street: Erste Orientierung im schachbrettartigen Straßensystem, eine halbe Stunde später Einchecken im etwas außerhalb gelegenen Hotel Hilton Northeast Atlanta.

Am nächsten Tag wurde nach einem einstündigen Fußmarsch das unweit vom Hotel gelegene Peachtree Corners Shopping Center erkundet. Dort gab es nicht nur Gelegenheit zum Einkaufen, sondern auch zum Austoben auf einem Gelände mit Klettergerüsten und Calisthenics-Geräten, ehe auf dem Rückweg zum Hotel ein kurzer Stopp in der Kette „Arby´s“ für ein Mittagessen mit Burgern und French Fries eingelegt wurde. Auf der gesamten Tour zahlte sich das durchdachte Gruppen-Anwesenheits-System aus: Jede der sechzehn Männerstimmen nahm zwei Knabenstimmen unter ihre Fittiche, so dass bei der Abfrage lediglich sechzehn Namen aufgerufen und so die Anwesenheit aller überprüft werden konnte. Am Dienstagabend entspannten alle gemeinsam am Pool, während die Knabenstimmen im Fitnessstudio unter Anleitung von Tourleiter Leonhard Fitz eine altersgerechte Einweisung in Fitnessgeräte erhielten. Abendessen asiatisch beim „Panda-Express“.

Am Mittwoch dann ging es mit dem Bus nach Downtown, zunächst zum Geburtshaus von Martin Luther King und in das National Civil Rights Center, wo anschaulich das Leben des Bürgerrechtlers dargestellt wurde. Von dort begaben sich alle im Gänsemarsch zum Apex-Museum, in dem die Knaben eine englischsprachige Führung (mit Übersetzung) zur Geschichte des Sklavenhandels und zum Kolonialismus erwartete. Erstmals tauchten die Jungs so in ein richtiges amerikanisches Sprachbad ein. Der Food Court im Hauptsitz von CNN bot sich an für eine Mittagspause, nach Wahl mit Subway Sandwich oder Pizza. Bei Mittagshitze war Relaxen im Centennial Olympic Parc angesagt, im Blick das Riesenrad von Atlanta „Skyview“, die Wolkenkratzer der Innenstadt und die College Basketball Hall of Fame. Zu guter Letzt ging es in die World of Coca-Cola, aus der die Knaben mit vielen Souvenirs und dem Geschmack des süßen Getränks auf der Zunge herauskamen, vielleicht auch mit der Erkenntnis, dass nichts so gut den Durst stillt wie klares, ungechlortes Wasser. Der Abend klang im Lazy Dog Restaurant von Peachtree Corners aus, gemeinsam mit Festival- und Chorleiter des Georgia Boy Choirs, David White. Nach nächtlichem Fußmarsch zurück zum Hotel fielen alle erschöpft ins Bett.

Am Donnerstag dann begannen vormittags die gemeinsamen Proben der Chöre in der United Methodist Church. Offenkundig: Nach den Norwegern waren die Domsingknaben mit der zweitgrößten Sängermannschaft angereist, manche Chöre kamen nur mit einzelnen Sängern. Stefan Steinemann knüpfte Kontakt zum mit 50-jähriger Chorleitererfahrung gesegneten norwegischen Chorleiter Bjørn Moe. Der Nachmittag wurde für eine ausgiebige Pause am Hotel genutzt. Erstmals gab es selbstgemachte Sandwiches, vom Team eigenhändig im Hotelzimmer des Domkapellmeisters geschmiert. Der Abend war dann einer zweiten Probe vorbehalten. Zur Abwechslung Abendessen asiatisch beim nahegelegenen „Panda-Express“ Am Donnerstag gab es Pizza für alle Chöre vom Georgia Boy Choir gestellt.

Am Freitag näherte sich der musikalische Höhepunkt, nach einer morgendlichen Probe in der Cathedral of Christ the King (und den Jimmy-John´s Sandwiches, die im Aufenthaltsraum verzehrt wurden): das abendliche Konzert in der Atlanta Symphony Hall, an welchem Knabenchöre aus verschiedenen Regionen Europas und Nordamerikas mitwirkten. Jeweils ein individuelles Programm boten zunächst Nidarosdomens Guttekor (Trondheim, Norwegen) unter der Leitung von Bjørn Moe, die Augsburger Domsingknaben unter der Leitung von Stefan Steinemann, der Münchner Knabenchor (Deutschland) unter der Leitung von Ralf Ludewig, und der Georgia Boy Choir aus Atlanta, USA, unter der Leitung von David White. Im gemeinsamen Teil des Konzerts, in dem das Requiem von Gabriel Fauré und das Trinity Te Deum von Êriks Ešenvalds erklangen, standen auch der Florida Boy Choir und der Newark Boys Chorus, USA, auf der Bühne. Das US-Publikum zeigte sich begeistert.

Am Samstag trafen die Sänger des Kammerchors am zwei Fahrtstunden entfernten Young Harris College auf den Chamber Choir Young Harris, geleitet von Professor of Music, Jeff Baumann. Nach einer Campus-Tour und gegenseitigem Erfahrungsaustausch in einem Workshop fand dann ein gemeinsames Nachmittagskonzert statt, in dem die Domsingknaben ein stattliches Programm mit Stücken von Schütz, Monteverdi, Purcell, de Kerle, Palestrina, Deger und Brahms sangen. Nach einer Stunde Erholung auf dem Campus, den die Knaben zum Austoben nutzten, ging es zurück nach Atlanta, wobei unterwegs der Chattahoochee-River und, sehr zur allgemeinen Erheiterung, das bayerische Dorf „Helen“ passiert wurden.

Am darauffolgenden Sonntag übernahm der Kammerchor die musikalische Gestaltung der Heiligen Messe in der bischöflichen Kathedrale zu Atlanta, der „Cathedral of Christ the King“, die zentral Downtown gelegen ist. Der sowohl für den Georgia Boy Choir als auch für die Cathedral of Christ the King tätige Steven Colker hatte schon am Freitag die Probe in der Kathedrale ermöglicht. In der Messe war dann die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Der Kammerchor sang das „Adoramus“ von Monteverdi sowie Kyrie und Agnus Dei aus der Missa Ut Re Mi Fa So La von Palestrina. Nach dem Gottesdienst und einem Gruppenfoto mit Erzbischof Gregory Hartmeyer konnte die Chorkleidung wieder im Koffer verstaut und alles Gepäck flugfertig gemacht werden. Domino´s Pizza lieferte noch vor Ort Mittagessen, ehe der Bus die Sänger abholte, durch das Stadtviertel Buckhead mit Regierungsgebäuden des Governors von Georgia und teuren Villen kutschierte und schließlich am Flughafen Hartsfield ablieferte. Der Rückflug wurde nochmal anstrengend. Einige Jungs klagten über Übelkeit, aber Schlaf und mancher Kinofilm an Bord brachten die Gruppe schließlich über den Atlantik zurück nach München. Zufrieden und mit zahlreichen Erlebnissen im Gepäck konnten die Eltern gegen Mittag ihre Söhne am Haus St. Ambrosius in die Arme schließen.

Im Gegenzug kommt der Georgia Boy Choir Anfang Juli zu Besuch nach Augsburg. Wer mehr über die Tournee wissen möchte, kann auf der Website, telefonisch und im Haus St. Ambrosius das Fotobuch erwerben, dass sich aktuell noch in der Herstellung befindet.